Am Tag dieses Gesprächs ist Lukas Müller wieder kurz vor dem Absprung. Dieses Mal nach Australien, um dort seinen Bruder zu besuchen. Es ist der zweite Besuch für ihn in Down Under und man spürt seine Vorfreude darauf. Die Vorfreude darauf, seinen Bruder wieder zu sehen, aber auch die Vorfreude auf das Land und das, was ihn dort erwarten wird.
Eine gewisse Vorfreude liegt überhaupt in all den Erzählungen von Lukas Müller. Es ist eine Vieles umfassende Freude. Es ist eine Freude, die das Leben schätzt. Eine, die die Zukunft mit offenen Armen empfängt und ihr erwartungsvoll und völlig optimistisch entgegenblickt. Sie ist voller Wohlwollen, Respekt und Achtsamkeit für dieses Leben und das, was es mit sich bringt.
Seinen Beruf, zum Beispiel. Man könnte meinen, dass ein Vermögensberater einen sehr nüchternen Zugang zu seinem Job hat. Doch das hört man aus den Worten von Lukas Müller nicht heraus. Er macht sich Gedanken um seine Kunden, weil er ihnen tatsächlich durch seine Expertise helfen möchte. Sein Fachwissen ist ihm wichtig, seine persönliche Begleitung aber noch viel mehr.
Und er macht das auf eine sehr strukturierte Weise. Das ist auch notwendig, denn sein Büro ist in Wels, sein Wohnsitz in Salzburg und sein Klientel überall in Österreich verstreut. Das verlangt eine durchdachte Organisation, wenn daneben auch noch genug Zeit für Sport, Therapie, Freunde und Familie sein soll. Und diese Zeit, so sagt er, ist ihm heilig.
Seine elf Jahre im Spitzensport ließen ihm nämlich nicht viel Raum für Freizeit und jene Menschen, die nicht mit ihm im Skisprungzirkel agierten. Deswegen überlegt er nun auch ganz genau, ob er jemals wieder wettkampfmäßig durchstarten möchte. Er hat das schließlich lang genug getan – bis zu jenem Moment, um genau zu sein, als er bei seinem womöglich weitesten Sprung am Kulm in sieben Meter Höhe aus dem linken Schuh rutschte.
Lukas Müller weiß zu schätzen, welch großes Glück er hatte, diesen Sprung zu überleben. Zwar querschnittgelähmt, aber immer noch mit dieser unbändigen Lebensfreude in ihm.